MEHR ALS VERDIEN(S)T – Bericht zur außerordentlichen Landeskonferenz 2020

Abstimmung auf der a.o. LaKo
Abstimmung auf der a.o. LaKo Bild: Dürbrook

Die außerordentliche Landeskonferenz der Jusos Schleswig-Holstein hatte als Kernthema die Zukunft der Arbeit. Für uns ist dieses Thema von zentraler Bedeutung, da Arbeit elementarer Bestandteil unseres Lebens ist. Arbeit soll allerdings nicht nur Mittel zum Geld verdienen- und damit eine lästige Pflicht sein. Vielmehr geht es um gesellschaftliche Teilhabe, ein soziales Umfeld und eine Tätigkeit, die sinnstiftend ist und damit auch ein positiver Bestandteil unseres Lebens ist. Es geht um gute Arbeit und damit um „mehr als Verdienst“.

Du willst wissen, was eine Landeskonferenz der Jusos ist? Eine Erklärung findest du hier!

Mindestlohn? Wo bist du?

Dennoch bleibt der Verdienst natürlich wichtig. Schleswig-Holstein ist das westdeutsche Bundesland mit den niedrigsten Einkommen. Es ist daher ein fatales Signal, dass CDU, Grüne und FDP den landesweiten Mindestlohn abgeschafft haben. Dieser Fehler muss schnellstmöglich rückgängig gemacht werden. Wir wollen einen neuen landesweiten Mindestlohn. Außerdem soll der bundesweite Mindestlohn auch für unter 18-Jährige gelten.

Als Jusos nehmen wir vor allem diejenigen in den Blick, die noch keine gute Arbeit haben, sei es aufgrund von schlechten Arbeitsbedingungen, oder weil man noch unentschlossen ist, in welchen Beruf es gehen soll, wie es bei vielen jungen Menschen der Fall ist. Zusätzlich geht uns aber auch um die Zukunft der Arbeit. Wer heute in einem guten Job arbeitet, weiß häufig nicht, ob dieser Job auch in Zukunft gebraucht wird.

Unsere Beschlusslage:

  • die Wiedereinführung des landesweiten Mindestlohns in Schleswig-Holstein
  • die Erhöhung des allgemeinen Mindestlohns auf 13,00 € 
  • den Mindestlohn auch für Minderjährige Beschäftigte
Unser Tagungspräsidium bestehend aus Victoria Kuczka, Christina Schubert und Arne Engelbrecht führte uns durch den Tag

Mein*e Freund*in und Helfer*in – Digitalisierung!

Die Einflüsse der Digitalisierung sind teils unklar und potentielle Chance und Gefahr zugleich. Es ist die Aufgabe der Politik, den Weg in die Zukunft zu bestimmen, um dabei die Chancen zu nutzen und Gefahren zu verhindern. Die bestehenden Machtverhältnisse lassen befürchten, dass aktuelle Veränderungen in der Arbeitswelt in erster Linie auf dem Rücken von Arbeitnehmer*innen ausgetragen werden, dies gilt es zu verhindern. So gehört zum Beispiel zu einem Recht auf Homeoffice auch das Recht auf Nichterreichbarkeit, damit die Flexibilisierung der Arbeit nicht zu mehr Arbeit führt.

Die Digitalisierung macht es möglich, Aufträge teilweise von überall auf der Welt am Laptop auszuführen. Der sogenannte “Plattform Kapitalismus” ist das Ergebnis. Scheinselbstständige arbeiten auf diesen Plattformen zu niedrigsten Preisen und Arbeitnehmer*innenrechte werden hintergangen. Diesen Weg wollen wir nicht mitgehen. Wer seine Arbeit auf Plattformen anbietet, soll Arbeitnehmer*innen gleichgestellt werden. Dazu gehört unter anderem die Sozialversicherung, um die sich Plattform-Betreiber*innen kümmern müssen.

Unsere Beschlusslage:

  • ein Recht auf Home-Office in allen Berufen, sofern keine zwingenden Gründe dagegen sprechen
  • ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit 
  • Arbeitszeiterfassung auf Dienstservern
  • Personen, die ihre Arbeitsleistung über Crowdsourcing-Plattformen anbieten, sind Arbeitnehmer*innen rechtlich gleichzustellen

Für Arbeit, die wertgeschätzt wird

Nicht neu ist das Ziel die Gleichberechtigung von Mann und Frau* in der Arbeitswelt zu schaffen. Dazu gehört es, Care-Arbeit in professionelle und vergütete Erwerbsarbeit zu überführen. Dafür werden bessere Betreuungszeiten in Kitas, Haushaltsunterstützung oder angemessene Gehaltsausgleiche für die Pflege von Angehörigen gebraucht.

Unsere Beschlusslage:

  • Pflegezeiten für pflegende Angehörige sollen so gestaltet werden, dass diese stärker bei der Rentenanwartschaft berücksichtigt werden und Angehörigenpflege bis zu  einem bestimmten Maße nicht zu Gehaltseinbußen führt. Für die pflegenden Angehörigen sollen diese Zeiten voll in der Rentenanwartschaft angerechnet werden. Die hierausentstehenden Kosten werden der Rentenversicherung durch den Bund erstattet. Das bedeutet, dass Pflege bei der Rente wie Arbeitszeit berechnet wird. 
Lennart und Lea bringen den Antrag des Landesvorstandes zum Thema Arbeit ein

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Für junge Menschen ist ein zentrales Anliegen, dass sich die Qualität der Ausbildung verbessert. Dazu gehören zum Beispiel gute Beratungsangebote, um die richtige Ausbildung für sich zu finden. Dazu kann die Hilfe von Jugendberufsagenturen herangezogen werden, die weiterhin ausgebaut werden sollen. Zudem soll auf die verschiedenen Fähigkeiten der Menschen eingegangen werden, die den Weg in die Berufswelt starten. In die Berufswelt starten, denn alle Menschen bringen unterschiedliche Sprachkenntnisse und technischen Fähigkeiten mit.“, was Kenntnisse oder Sprache anbelangt. Auch in der beruflichen Ausbildung. Durch die assistierte Ausbildungen sollen Auszubildende unterstützt werden, ihre Ausbildung erfolgreich zu absolvieren.

Neben der Ausbildung wird aber auch die Weiterbildung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wenn sich die Arbeitswelt verändert, muss Menschen die Chance gegeben werden, diesen Wandel mitzumachen und neue Berufsfelder für sich zu entdecken. Das Recht auf lebenslanges Lernen gehört zur Zukunft der Arbeit dazu.

Unsere Beschlusslage:

  • einen flächendeckenden Ausbau von Jugendberufsagenturen als zentrale Anlauf- und Beratungsstelle, die darauf bedacht ist, Berufe nicht nach Rollenklischees der Geschlechter zuzuordnen.
  • Die Assistierte Ausbildung […] Betriebe erhalten damit Verwaltung, Organisation und Durchführung der Ausbildung und eine Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses. Auszubildende erhalten Unterstützung bei der Wissensvermittlung und/oder Sprachunterricht. Somit werden Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit schlechten Schulnoten unterstützt.

 

Gelebte Demokratie im Betrieb

Als Jungsozialist*innen streben wir die Demokratisierung aller Lebensbereiche an. Dazu gehören insbesondere die Betriebe. Deswegen gilt es Mitbestimmungsrechte konsequent auszubauen und Betriebsräte zu stärken. Sie sollen zukünftig an allen relevanten Entscheidungen eines Unternehmens beteiligt werden.

Unsere Beschlusslage: 

  • Die Betriebs- und Personalräte […] auch alle betrieblichen und unternehmerischen Entscheidungen in einem demokratischen Prozess treffen. Die Managementaufgaben sollen auf demokratisch legitimierte Gremien der Beschäftigten übertragen werden, welche in jedem Betrieb verpflichtend einzusetzen sind. Diesen Gremien kommen Entscheidungen über alle die Belange des Unternehmens betreffenden Entscheidungen zu: Fragen der Arbeitsorganisation, der Gehälter, soziale und unternehmerische Entscheidungen.“

Noch mehr Bilder der außerordentlichen Landeskonferenz findest du auf unserer Facebookseite.

 

Lea Benecke

 

Lennart Wulf