Die Luxussteuer für Tampons ist abgeschafft, es gibt Gleichstellungsbeauftragte und Frauenquoten. Brauchen wir Feminismus in 2020 denn überhaupt noch? Dieser Frage widmeten wir uns am 14.02.2020 in der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gemeinsam mit der Autorin Julia Korbik („Stand Up!“, „Oh, Simone“), Michaela Peschel vom Autonomen Mädchenhaus Kiel, Julia Wehmöller von Fem*Med und Sophia Schiebe, unserer stellvertretenden Landesvorsitzenden der SPD Schleswig-Holstein.
Was bedeutet Feminismus eigentlich?
Mit ihrem Impulsvortrag zu Beginn der Veranstaltung brachte Julia Korbik den vollen Hörsaal in eine feministisch-kämpferische Stimmung. Sie gab eine Definition, was Feminismus für sie bedeute (nämlich die Gleichberechtigung für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung, …!) und deckte die größten Herausforderungen für den Feminismus der aktuellen Zeit auf, indem sie uns zeigte, welche Gefahr die rechtspopulistische AFD für Frauenrechte und Gleichberechtigung bedeutet und wie versucht wird, feministische Projekte und Maßnahmen durch Whataboutism zu torpedieren („Anstatt Euch um Feminismus zu kümmern, kümmert euch doch lieber mal um… das ist auch ungerecht!“). Im Angesicht der Gefahren für die Gleichberechtigung aller Menschen stellte Julia klar heraus: „Gleichberechtigung ist kein kostenloses Probierstück von der Käsetheke! Niemand kommt und schenkt sie uns. Wir müssen dafür kämpfen!“.

Aber seid ihr denn nicht gleichberechtigt?
Im Anschluss an den Vortrag, begann eine lebhafte Talkrunde auf dem Podium. Julia, Michaela, Sophia und Julia diskutierten über die Notwendigkeit von Geschlechterquoten in Politik und Wirtschaft (sind dringend nötig!), über den Umgang mit Alltagssexismus (Banden bilden und Ungerechtigkeiten klar benennen!), über die Abtreibungsparagraphen und das Informationsrecht für Frauen* (§219a muss weg!), über Männer und Feminismus (Männer müssen Privilegien abgeben, das fühlt sich erstmal nicht gut an, sie bekommen dafür aber auch neue dazu) und über die nächsten Schritte auf ihrer eigenen feministischen Agenda (von Buchveröffentlichung über internationale Frauenrechte bis hin zur Adoptionsrechtsnovellierung). Im Anschluss hatten die Zuhörenden die Möglichkeit, ihre Fragen an die Podiumsgäste loszuwerden.
Brauchen wir den Feminismus überhaupt noch?
Nach zwei Stunden regem Austausch waren wir uns alle einig: Wir stehen auf für unsere Rechte und kämpfen weiter für Gleichberechtigung! Die Agenda ist lang, denn es gibt noch viel zu viele Ungerechtigkeiten und gleichzeitig große Bedrohungen, aber der gemeinsame Kampf für Gerechtigkeit lohnt sich. Feminismus wird in 2020 nach wie vor gebraucht – vielleicht heute mehr denn je.