Wie Corona uns beeinflusst: Zwischen Normalität und Krise – ein Bericht aus dem Krankehaus

ein Gastbeitrag von Lisa Behncke, Medizinstudentin aus Kiel, die derzeit in Hamburg in einem Krankenhaus arbeitet

Das Thema rund um Corona beschäftigt uns alle. Seitdem ich nun vor ein paar Wochen meine Famulatur, also das Pflichtpraktikum von Studierenden der Medizin, auf einer internistischen Station in Hamburg als Medizinstudentin im siebten Semester angefangen habe, hat sich die Situation auch bei uns spürbar verändert. Erst mit der Zeit wurden Handlungsanweisungen für das Personal veröffentlicht, sollte es doch einmal einen Corona-Verdacht geben. Zudem wurde immer wieder versichert, dass es einen ausreichenden Vorrat an FFP2-Masken und anderer Schutzausrüstung gibt. Wir haben zwar noch immer keine Corona-Patienten, jedoch machen sich die generellen Auswirkungen mit dem rasanten Anstieg der Infizierten in Deutschland und insbesondere in Hamburg nun auch bei uns deutlich bemerkbar.

Wie Corona das Krankenhaus veränderte  

Das Krankenhaus funktioniert im Krisenmodus. Eine Station steht leer, damit die erwarteten infizierten Patienten dort gesammelt behandelt werden können. Das Personal ist angehalten, sparsam mit Schutzausrüstung umzugehen. Auch bei uns gibt es personelle Engpässe – teilweise war die Hälfte des ärztlichen Personals entweder in Quarantäne oder tatsächlich an COVID-19 erkrankt. Da keine dringend notwendigen Operationen mehr durchgeführt werden dürfen, kann das Krankenhaus vermehrt internistische Patienten von anderen Krankenhäusern aufnehmen, die ihre Kapazitäten für Corona-Infizierte benötigen. Dadurch haben die Internisten mehr Arbeit bei gleichzeitig reduziertem Personal. Die Medizinstudierenden, die bei uns ihr Praktisches Jahr (PJ) absolvieren und ich als Famulantin versuchen dabei, den Ärzt*innen so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Wir übernehmen beispielsweise Aufgaben wie Blutabnahmen, venöse Zugänge legen, Arztbriefe formulieren, Blutgasanalysen oder auch Telefonate.

Corona wird auch am Schreibtisch bekämpft

Als wir nach Feierabend eines Nachmittages immer noch am Schreibtisch saßen, sagte einer der Assistenzärzte zynisch: „Manchmal bedeutet das Corona-Virus zu bekämpfen, eben auch Überstunden zu machen, um Arztbriefe fertig zu schreiben.“ So langweilig und unwichtig derartige Schreibarbeiten wirken, stellen sie doch eben einen wichtigen Teil der Weiterbehandlung dar. Die medizinische und pflegerische Versorgung der Patient*innen, die an etwas anderem als COVID-19 erkrankt sind, muss auch in dieser Krisensituation sichergestellt sein.

Was sich durch Corona ändert

Nicht nur bei uns im Krankenhaus zeigen das gesamte Personal und die Medizinstudierenden außergewöhnliches Engagement. Deutschlandweit haben sich zehntausende Medizinstudierende bereiterklärt, einzuspringen und zu helfen, damit unser Gesundheitssystem am Laufen bleibt. Viele helfen unter anderem in Gesundheitsämtern, in der ambulanten Versorgung oder unterstützen das ärztliche und pflegerische Personal auf den Stationen. In den letzten Wochen und Tagen haben sich viele neue Gruppen zur Nachbarschaftshilfe und Aushilfe im Gesundheitswesen gegründet. Eine Website davon ist match4healthcare.de. Dort können sich Menschen mit aber auch ohne Erfahrung im Gesundheitswesen registrieren und so mit Einrichtungen in der Umgebung verbunden werden.

Gerade in dieser Krisensituation gilt es, Solidarität zu leben. Ich finde es großartig, wie viele Menschen füreinander auch aus der Ferne einstehen, Einkäufe für Risikogruppen erledigen oder die Kinderbetreuung von Menschen übernehmen, die jetzt arbeiten gehen müssen, um unser System am Laufen zu halten. Dadurch habe ich die Hoffnung, dass Werte wie Solidarität nachhaltig auf unser gesamtgesellschaftliches Zusammenleben wirken.

 

 

 

Lisa Behncke studiert Medizin an der CAU in Kiel und arbeitet im Rahmen dessen in einem Hamburger Krankenhaus. Außerdem ist Lisa in der Juso-Hochschulgruppe in Kiel aktiv.