Am Donnerstagabend haben rund 1000 Bauern auf Eiderstedt die Landvolk-Flagge mit Traktoren gebildet. Die Landvolkbewegung war eine Protestbewegung von Landwirten in den 1920er Jahren, die unter anderem Sprengstoffanschläge ausübte und somit vor Gewalt nicht zurückschreckte. Gleichzeitig bediente die Bewegung antisemitische Motive und ebnete dadurch auch den Weg zum Nationalsozialismus.
„Uns ist bewusst, dass diese Form des Protests nicht die Meinung aller Landwirte widerspiegelt. Es ist bedauerlich, dass dieser Protest nun denjenigen schadet, die zu Recht auf ihre schwierige Lage hinweisen. Wir erwarten, dass sich der Bauernverband Schleswig-Holstein von der völkischen Symbolik dieser Aktion distanziert“, erklärt der stellvertretende Landesvorsitzende Lennart Wulf.
Einer der führenden Köpfe der Bewegung war Wilhelm Hamkens, der auf Eiderstedt lebte, eben da, wo nun der Protest stattfand. Hamkens schloss sich nach dem ersten Weltkrieg rechtsextremen Wehrverbänden, wie dem „Stahlhelm Westküste“ an, dem radikalen Flügel des Stahlhelms in Schleswig-Holstein. Er strebte die Vereinigung ländlicher Berufsgruppen nach einer völkischen und antiparlamentarischen Ideologie an.
Die Jusos Schleswig-Holstein zeigen sich schockiert, dass einigen Landwirten jedes Mittel für Aufmerksamkeit recht zu sein scheint. Insbesondere in der aktuellen Situation, in der viel über Rassismus diskutiert wird, ist es erschreckend, dass die Flagge von Vorreitern des Nationalsozialismus genutzt wurde.