5 Jahre Pariser Klimaabkommen – ein Grund zum Feiern oder etwa doch nicht?

Eifelturm in Paris

Am 12.12.2015 wurde das Klimaabkommen von Paris beschlossen und am 5.10.2016 trat es schließlich in Kraft, welches mit dem damaligen Unterzeichner der EU nun mindestens 55 Länder, die für mindestens 55 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich waren, unterzeichnet wurde. Vor fünf Jahren lagen sich Menschen in den Armen und konnten diesen wichtigen Schritt zu einem endlich umfassenden und internationalen Klimaabkommen kaum fassen. Insbesondere nach dem Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 atmeten viele auf und hofften auf einen wichtigen Schritt in Richtung einer Zukunft mit nachhaltigem Klimaschutz. Doch was ist mittlerweile daraus geworden? Konnte das Pariser Klimaabkommen all den Hoffnungen, die in es gesetzt wurden, wirklich gerecht werden? Die Kurzfassung ist ein klares Nein. Aber alles Schritt für Schritt, schauen wir uns das mal etwas genauer an.

Was steht eigentlich im Klimaabkommen von Paris?

Fast revolutionär kam einigen das Klimaabkommen 2015 vor. Revolutionär, obwohl allen die Notwendigkeit mehr als bewusst war. Ein Abkommen, das schließlich das Einhalten des 2 Grad Ziel festlegte und sogar einen Ausblick auf das 1,5 Grad Ziel gab. Das Ganze setzt sich allerdings erst das Jahr 2100 als Limit, aber immerhin sollten Emmissionssenkungen baldmöglichst erreicht werden. Ebenso ist im Klimaabkommen von Paris festgelegt, dass die daran beteiligten Staaten alle 5 Jahre vorlegen sollen, mit welchem Erfolg sie schon die angestrebten Klimamaßnahmen umsetzen. Damit niemand allein gelassen wird, haben die besonders klimaschädlichen Industrieländer sich durch das Pariser Klimaabkommen verpflichtet, anderen Ländern, vor allem jenen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden, bei der Emissionsminderung und der Bewältigung der durch Klimawandel hervorgerufenen Schäden zu helfen. Vor allem durch die Klimaverträge von Katowice, welches nebenbei bemerkt Polens wichtigste Kohleregion darstellt, wurde auch die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens  durch verbindliche Regeln und Leitlinien vereinbart. Diese beinhalten jedoch, allem voran, keine Regeln zu dem Emissionshandel.

Was ist bisher geschehen?

Anstatt nach dem vorgegebenen 2 Grad Ziel zu streben, steuern wir global momentan auf eine Erwärmung von über 3 Grad hin, viele Studien verheißen sogar eine Erhöhung von 4 Grad. Aktuell liegen wir schon bei 1,2 Grad über dem vorindustriellen Temperaturstandard. Trotzdem hat kaum ein Staat seit dem Pariser Klimaabkommen drastische Emissionssenkungen von Treibhausgasen umgesetzt. Im Gegenteil, in vielen Staaten sind die Treibhausgasemissionen seit 2015 noch weiter gestiegen. Viele Staaten haben viel zu bei weitem nicht ausreichende Klimaziele beschlossen, die zudem kaum umgesetzt werden.
Die eigentlich für dieses Jahr vorgesehene UN-Klimakonferenz COP 26 in Glasgow, welche nun um ein Jahr aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurde, hätte die wichtigste nach Paris sein sollen. Denn eigentlich hätten dort die einzelnen Staaten berichten sollen, mit welchem Erfolg sie die beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen umsetzen und welche Auswirkungen diese bisher hatten. Daraufhin hätten nach dem ursprünglichen Klimaabkommen von Paris nun strengere und umfassendere Klimaschutzpläne beschlossen werden müssen. Die Berichte hätten nicht erst im November, in dem die Klimakonferenz stattgefunden hätte, erfolgen müssen, sondern schon zu Anfang dieses Jahres, also zu einem Zeitpunkt, zu dem Corona noch nicht so weitreichende Auswirkungen gehabt hätte. Um so bedeutender wird es sein, die Konferenz im kommenden Jahr zügignachzuholen.Villeicht wird es dann ja doch mal was mit ordentlichen Klimaschutz. 

Folgen der Klimakrise

Insbesondere der neue Climate Change Performance Index zeigt, dass keines derjenigen Länder, die zusammen für 90 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, genug für den Klimaschutz tun. Folglich sind schon jetzt die prophezeiten Änderungen durch den Klimawandel mehr als nur Hirngespinste. So zeigen die Berichte des UN-Environment Program, dass eine Meeresspiegelerhöhung unausweichlich ist. Auch die Waldbrände, die unter anderem in großen südamerikanischen Regenwäldern wüten, zeigten uns nicht erst dieses Jahr, dass der Klimawandel bereits verheerende Folgen mit sich bringt.

Trumps Klimapolitik – more than an American nightmare

Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen im letzten Jahr stellt den erschreckenden Höhepunkt von Trumps klimaschädlicher Politik dar. Diese hat jedoch nicht nur negative Auswirkungen auf Amerika oder auf das Klima gehabt, sondern auch auf die Mentalität, mit der die anderen beteiligten Staaten auf das Pariser Klimaabkommen blicken. Die USA stellte als eines der einflussreichsten Länder der Welt damit die nach jahrzehntelangem Ringen vereinbarten Beschlüsse in Frage. Viele Länder haben nach der Austrittsankündigung von Trump ihre Ziele noch mehr vernachlässigt. Insbesondere der dringend notwendige Ausstieg aus der Kohleenergie dauert nicht nur in Deutschland länger als er dürfte. Aber das ändert sich hoffentlich bald mit der Ernennung Joe Bidens zum Amerikanischen Präsidenten.

Fight for 1.5

Nicht nur der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zeigt uns, dass das 2 Grad Ziel nicht ausreicht, um den Klimawandel zu mildern. Bereits mit einer Erhöhung von über 1,5 Grad lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr aufhalten. Um dies noch zu schaffen,, müssten die Treibhausgasemissionen allein in Deutschland jedes Jahr um mehr als 8 Prozent sinken, deutlich mehr als im Pariser Klimaabkommen vereinbart worden ist.  Ein 2 Grad Ziel verträgt sich nicht mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Klimawandel. Maximal 1,5 Grad Erwärmung müssen unser Weg in die Zukunft sein.

Auf gehts

Trotz der Corona Pandemie gibt es Fortschritte beim Klimaschutz. So hat zum Beispiel China angekündigt, bis 2060 Klimaneutral zu sein. Auch in der EU tut sich vieles, so etwa der Beschluss des Green New Deal. 

Vor allem die frisch beschlossenen Verschärfungen der Klimaziele in der EU sind ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Diesen Freitag beschloss der europäische Rat eine Verschärfung der Klimaziele; anstelle einer Reduzierung der Treibhausgasemmissionen um 40 % bis zum Jahr 2030 soll nun eine Reduzierung um 55 % gegenüber 1990 erfolgen. Doch trotz allem sind diese Ziele bei weitem noch nicht ausreichend.

Was nun?

Die von “Fridays for Future” beauftragte Machbarkeitsstudie zum 1,5 Grad Ziel zeigt, dass wir das 1,5 Grad Ziel noch erreichen können, aber nur wenn wir jetzt anfangen, wirklich konsequente Schritte in Richtung einer klimafreundlichen Zukunft gehen. Ein baldiger Ausstieg aus der Kohle und ein schnelles Ende des Verbrenners sind dafür unumgänglich. Je schneller wir jetzt handeln, desto weniger drastisch werden die zukünftigen Maßnahmen sein müssen und um so weniger würde das Einhalten dieser auf den Schultern Einzelner lasten. Auch international muss es noch einen klaren Schritt in Richtung Klimaschutz geben. Insbesondere die Staaten, die viel Treibhausgase ausstoßen, müssen ihre Verantwortung für die jetzige Situation tragen und dementsprechend handeln. Denn ihr Verhalten fällt vorrangig denjenigen Menschen zu Last,die schon heute massiv unter den Folgen der Erderwärmung leiden. Wir unterstützen die Aufforderung von “Fridays for Future” an die Politik, endlich aufzuwachen, und den Mut zu fassen, Versäumtes nachzuholen. Das muss endlich umgesetzt werden.

 

Philippa Petersen